Konfirmationspredigt am Pfingstsonntag 2013 zu Eph 6,14-17: Superhelden

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dessen Geist uns zusammenführt, sei mit euch allen! Amen.

Hört, was der Apostel im Epheserbrief im 6. Kapitel schreibt:

14 So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit

15 und an den Beinen gestiefelt, bereit einzutreten für das Evangelium des Friedens.

16 Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen,

17 und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.


  1. Superhelden im Kino und der Kirche

Liebe Konfirmanden!

Liebe Eltern, liebe Taufpaten, liebe Familien, liebe Festgemeinde!

Demnächst kommt ein neuer Super-Man-Film ins Kino. „Man of Steel“ läuft ab 20. Juni in den Kinos. Ich denke, da werde ich reingehen. Das Superhelden-Genre hat es mir schon lange angetan. Ob Batman oder Spiderman, ich versuche am Ball zu bleiben; ich versuche, alle auf Großleinwand zu sehen.

Heute Morgen haben wir hier 10 neue Super-Helden im Saal, die man ganz ohne Kinotechnik bestaunen darf. 10 junge Leute, die gleich ein Bekenntnis zu Gott, zu Jesus Christus und seiner Kirche ablegen werden. „Ja, wir sind bereit“, werden wir gleich – hoffentlich lautstark bis zur letzten Reihe – hören.

10 Superhelden. Aber Moment: Was macht denn einen Superhelden aus?

a) Superhelden-Kräfte

Dass er Superkräfte hat, die normale Menschen nicht haben. Superman kommt schon mit diesen Superkräften auf die Erde, weil er eigentlich gar kein Mensch ist. Spiderman wird von der Spinne gebissen. Batman hat das Glück, dermaßen viel technisches Spielzeug zu besitzen, dass er einfach stärker ist als seine Gegner, die Superschurken.

b) Verantwortung

„Große Macht erfordert große Verantwortung!“ schärft dann auch Uncle Ben Spiderman immer wieder ein. Denn wenn man ohne diese Verantwortung durchs Leben stolziert, wird aus dem Superhelden rasch eben ein Superschurke. Das Eintreten für Gerechtigkeit und allgemein für die gute Sache zeichnet im moralischen Bereich das Leben des Superhelden aus. Der Superheld ist da zur Stelle, wo er gebraucht wird, er setzt sich ein für die Schwachen und Unterdrückten, er weiß, was zu tun ist, wenn Not am Mann ist.

c) Fremde in der Welt

Und das Leben des Superhelden findet meist in zwei Welten statt: Einmal die Welt der Superkräfte, wo er mit seinem Kostüm und seinen großen Fähigkeiten die Welt rettet. Hier fühlen sich die Superhelden wohl, weil sie ihre Fähigkeiten einsetzen können.

Und zum anderen findet ihr Leben mit einer Deckidentität statt. Da tun sie so, als wären sie ganz normale Menschen, die ein stinknormales Leben führen. So dass Peter Parker als Pizzabote ständig zu spät kommt und dann sogar gefeuert wird. Oder Clarke Kent als Journalist durchaus die Grenzen des menschlichen Lebens kennenlernt.

Die außergewöhnlichen Kräfte verpflichten den Superhelden zur Geheimhaltung. Und dadurch werden Superhelden rasch zu Fremden in der Welt, die sie umgibt. Sie fühlen sich manchmal wie Fremdkörper, die zur Umgebung nicht so recht passen.

Und mancher Superheld erträgt das nicht und verwandelt sich über diese Frustration in einen Superschurken oder verweigert sich seiner enormen Kräfte, wie wir es in dem humorvollen Trickfilm „Die Unglaublichen“ (The Incredibles) sehen können.

Sinnverlust, Trägheit und Langeweile sind die Folge für den Superhelden, der seine Kräfte ignoriert.

2. Christen sind Super-Helden

Und nun behaupte ich: Heute Morgen haben wir 10 neue Superhelden hier im Bonhoeffer-Haus. Ich versuch´s den anderen mal zu erklären. Bleibt Ihr vorerst sitzen und probiert eure Superkräfte bitte erst nach dem Gottesdienst aus.

a) Superchristen-Kräfte

Worin liegen Eure jeweiligen Superkräfte?

  • Ihr gehört hinein in die Reihe der Menschen, die getauft sind und dadurch vom Geist Gottes, dem Heiligen Geist, direkt berührt werden.
    Ihr tragt in Euch die Macht Gottes. Und diese Macht ist noch mächtiger als diejenige von Superman, denn sie reicht über die physikalische Welt hinaus in eine göttliche hinein, die unsere umfängt.
    Supermans Kräfte reichen nur in diese Welt, was schon ziemlich viel ist, Eure Kräfte reichen darüber hinaus.
  • Mit dieser Macht habt ihr Gott selbst hinter euch. Der schützt und stärkt euch, wenn ihr nicht weiter wisst. Den könnt ihr alles fragen. Dem dürft ihr alle Schwierigkeiten und Probleme erzählen. Und ihr dürft euch darauf verlassen: Er hört jedes eurer Gebete.
    Ihr habt den stärksten Berater, den man sich vorstellen kann.
    Weitaus hilfreicher als Batmans Butler, viel zuverlässiger als Peter Parkers sogenannter bester Freund.
  • Ihr tragt die Liebe von Jesus Christus in euch.
    Ihr gehört hinein in die Reihe der Menschen, die aus der unglaublichen Macht der Vergebung leben dürfen.
    D.h.: Ihr seid nicht dazu verdonnert, jeden Streit mit dem Abbruch der Beziehung zu beenden. Ihr wisst, dass mit dieser Liebe Gottes sogar Kriege beendet werden könnten und Friede auf der ganzen Welt möglich wäre.
    Ihr könnt diese Liebe im Herzen immer anwenden, wenn Streit und Missgunst herrschen.
    Ihr dürft, da ihr Christen seid,  anderen Menschen im Namen Gottes verzeihen.
    Ich kenne keinen Superhelden aus dem Kino, der diese Fähigkeit besitzt.
    Ihr habt sie.
    Nutzt sie also auch!
  • Ihr habt das Ewige Leben.
    Ihr habt Anteil an der Allmacht Gottes, weil Ihr sogar über den Tod hinaus noch eine Rolle in Gottes Reich spielen werdet.
    Ihr könnt gewiss sein, dass ihr beim Heiligen Abendmahl die Speise zur Unsterblichkeit bekommt.
    Ihr könnt euer Leben im Horizont der Auferweckung führen.
    Ihr dürft gewiss sein:
    Euer Leben, Euer Einsatz und Eure Mühen werden nicht vergebens sein.

b) Glaube und Verantwortung

Dass diese eure Superkräfte große Verantwortung mit sich bringen, liegt auf der Hand. Wie schnell sich Glaube in Heuchelei verwandeln kann, die Freiheit des Christentums zu Unterdrückung führt und aus der Macht der Vergebung die Macht der sozialen Kontrolle erwachsen kann, kann man in Geschichte und Gegenwart der Kirche ablesen. Lest Zeitung und Geschichtsbücher, dann seht ihr, wohin falsch eingesetzte Superkräfte von Kirchenleitungen, aber auch einfachen Christinnen und Christen führen. Ihr tragt selbst die Verantwortung dafür, dass ihr Eure Superkräfte so einsetzt, dass aus ihnen das Gute erwächst. Als Superheld ist man vom moralischen Standpunkt her keinen Deut besser als die normalen Leute.

Überhaupt „Das Gute“ erfüllen: Das ist mehr als das Erfüllen irgendwelcher Ver- oder Gebote, die vor tausenden Jahren in der Wüste einmal in Stein gehauen wurden. Das Eintreten für das Gute bedarf den Blick weit über den Tellerrand hinaus und wird da realisiert, also umgesetzt, wo ihr Gott und die Menschen so sehr liebt, wie ihr euch selber liebt. Das ist die Summe dessen, wie ihr Superhelden leben sollt: Indem ihr Gott und alle anderen so sehr respektiert wie euch selbst.

Klingt nach „einfach“, fällt aber selbst den größten Superhelden schwer.

c) Christen in der Welt

Dann ist da noch eine Kleinigkeit, die das Superhelden-Leben nicht unbedingt einfach macht: Ihr seid zunehmend Fremde in unserer Welt, zumindest in Mitteleuropa. Superhelden werden von einem Großteil der Bevölkerung in Deutschland mit großem Misstrauen beäugt. Eure Fähigkeiten werden gering geachtet, ihr werdet sie meistens im Verborgenen anwenden müssen.

Es reicht nicht mehr aus zu sagen: „Komm, ich bin Christ, du bist Christ, lass uns vertragen, wir legen unseren Streit bei.“

Ja nicht einmal mehr…: „Hey, Samstagabend ist Jugendgottesdienst, kommst Du mit?!“

…wird mehr von vielen als Ausdruck des Weltverständnisses akzeptiert, sondern mit Stirnrunzeln quittiert.

Wir können nicht mehr wissen, wer zum „Club“ dazugehört und wer nicht. Damit seid ihr in einer Situation, die alle Superhelden vereint: Unter Eurer Maske des normalen Lebens in einem Deutschland, in dem das Christentum  immer weiter an den Rand gedrängt wird, seid ihr getaufte Christen, die als Krieger des Lichtes

  • im entscheidenden Moment den Mund auftun,
  • im richtigen Augenblick in Schule und Beruf das Mobbing abwehren,
  • mitten im Streit die Gnade der Verzeihung hervorholen.

Die Superhelden des Christentums wurden schon vor einiger Zeit in die Privatquartiere abgeschoben. Religion soll nach Meinung von vielen nur noch privat stattfinden dürfen. Als Christen können wir das natürlich nicht, weil wir keiner Religion folgen, die uns irgendwelche merkwürdigen Regeln aufdrückt, sondern einer Weltanschauung angehören, die das gesamte Leben umfasst. In den Kirchen, in den Häusern, in den Familien, in der Politik, am Arbeitsplatz.

Superheld ist man oder man ist es eben nicht.

Man kann sein Getauftsein nicht am Eingang des Kinos oder Rathauses an den Haken hängen wie einen Mantel. Es kann schwer werden, wenn ihr in Schule und Beruf angemacht werdet: „Was, du bist noch nicht ausgetreten? Ich fahre einmal im Jahr auf Kosten des Herrn nach Malle!“

Es bedarf der Superkräfte und Eurer Erinnerung an sie, wenn ihr solchen Antichristen begegnet. Wenn es soweit ist, holt euch erst einmal Eure Stärkung hier im Bonhoeffer-Haus oder jeder anderen Kirche ab. Und redet darüber mit den anderen Superhelden, also mit Pfarrern, Kirchenvorstehern und weiteren Christen. Und habt den Mut, selbst Hand anzulegen:

In der Kirche mitzuarbeiten, sie mit zu gestalten und in eine gute Zukunft zu führen. Ab jetzt sofort etwa in der Jugendgruppe. Am 29. September, indem ihr die Kirchenvorsteher Eures Vertrauens wählt. Und später als Erwachsene bei den vielen Angeboten die euch die Kirche macht.

Die Offenheit hier im Bonhoeffer-Haus und auch in St. Johann für die Modernisierung ist da.  Nutzen könnt ihr diese Offenheit, wie ihr möchtet. Superhelden werden bei uns jedenfalls immer gebraucht.

Eure geistliche Waffenrüstung wartet nur darauf, angezogen und ausprobiert zu werden.

Amen.