Schließlich war es der Patenonkel aus Zürich, der ihn bei der Berufswahl unterstützte. Jörn Schlede entschied sich Pfarrer zu werden und studierte Theologie in Göttingen und Marburg. Er absolvierte sein Vikariat in Melsungen und übernahm dann eine Pfarrstelle in Altmorschen. Von dort aus ging es für ihn und seine Familie in die Schweiz. Hier wirkte Schlede an einem historischen Ort: Die Zwinglikirche in Weesen ist benannt nach dem Reformator Huldrych Zwingli, der im 15. Jahrhundert einige Jahre in dem Ort verbrachte. Zwingli führte die Reformation in Zürich ein und legte gemeinsam mit dem Genfer Reformatoren Johannes Calvin den Grundstein für die Reformierte Kirche. Mit Zwingli verbindet den reformierten Theologen Schlede viel, den Kult um Luther hingegen sieht er eher kritisch. „Es ist schon eine Herausforderung für mich, in Bad Salzschlirf ausgerechnet im Lutherweg zu wohnen,“ schmunzelt Schlede. Er sei der Liebe wegen wieder nach Hessen gekommen, sagt der Pfarrer. Allerdings hat er einigen Grund, die Schweiz weiterhin regelmäßig zu besuchen: Schlede ist geschieden, seine drei Kinder leben in der Schweiz.
Bei den Reformierten sei jeder frei, in dem was er glaubt,“ sagt der 52-jährige Seelsorger. Reformierte Gemeinden, wie die in der Schweiz, seien basisdemokratisch aufgebaut. Die Gemeinde werde vom Kirchenvorstand geleitet, der Pfarrer sei Angestellter der Gemeinde. „Pfarrer sind in der Schweiz normale Kirchbürger mit theologischer Ausbildung,“ so Schlede. Außerdem gebe es kein Bischofsamt und nur wenig kirchliche Hierarchie. Für anstehende kirchliche Veränderungsprozesse in seiner neuen hessischen Gemeinde bringt der neue Pfarrer viel Expertise mit. Die Beteiligung der Mitglieder an solchen Prozessen sei groß. „Das führt dazu, dass am Ende auch viele hinter der Entscheidung stehen,“ sagt Schlede.
Er freut sich, in Bad Salzschlirf und Großenlüder eine weltoffene und in der Gesellschaft engagierte Gemeinde gefunden zu haben, in der Ehrenamtliche viel Verantwortung übernehmen. In seinem politischen Engagement ist ihm der Ausgleich und das Gespräch auch mit politisch Andersdenkenden sehr wichtig. „Wir müssen lernen, einander zuzuhören,“ so Schlede. Er sieht sich als Pfarrer, der Grenzen abbaut und Engagement ermöglicht.
Der 52-jährige Seelsorger wird am Sonntag, 16. Juni, um 14 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes in der Kirche im Kurpark in Bad Salzschlirf von Dekan Dr. Thorsten Waap in sein neues Amt eingeführt.
BU: Jörn Schlede ist der neue Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Salzschlirf-Großenlüder
Foto: Claudia Pfannemüller